Was ist angesagt? Welche Accessoires erleben ein revival? Wer zieht gerade alle Blicke auf sich? Teste dein Wissen über aktuelles, Mode und Lifestyle-Trends, Aufgefüllt mit üblichen Kreuzworträtsel-Fragen.
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Ich bin Seitenschläferin – oder zumindest Seiteneinschläferin. Auf dem Rüc-ken oder auf dem Bauch einschlafen? Das geht bei mir nicht. Also drehe ich mich seit Jahr und Tag (oder eher Nacht) auf meine linke Seite und schlummere davon. Seit einem Jahr habe ich in diesem Bereich allerdings ein neues Level erreicht. Denn seitdem bin ich stolze Besitzerin eines Seitenschläferkissens. Prinzipiell ist das einfach ein langes, Wurst-artiges Kissen, das ich zwischen meine Knie klemme und in den Arm nehme oder mich anderweitig damit arrangiere. Als auf der Seite schlafende Person mit größerer Oberweite erleichtert es zudem vor allem im Sommer das Einschlafen (if you know you know). Mittlerweile habe ich zahlreiche Bezüge, die meine Bettwäsche schick ergänzen, doch leider sieht das lange Kissen in der Mitte des Doppelbettes immer aus wie eine strenge, nicht zu überschreitende Grenze zwischen den potenziell dort Schlafenden. Doch damit lebe ich nun, denn wenn ich eine Priorität im Leben habe, dann ist es guter Schlaf und der ist mir mit meinem Seitenschläferkissen garantiert.
Die Autorin: Laura Weinmann (sie/ihr) ist Fan von Trash-TV, Laugengebäck, Oasis und Gedichten von Erich Kästner.
Das erste Mal habe ich ihn nur aus Zufall getrunken. Seitdem fahre ich alle paar Monate durch die ganze Stadt, weil nur ein bestimmter Supermarkt meinen Lieblingstee verkauft – das Japanische Kirschblütenfest von Teekanne. Obwohl ich früher auch gerne Pfefferminz, Kamille und Brennnessel getrunken habe, findet seit einigen Jahren nur noch diese ganz besondere Sorte den Weg in meine Teetasse. Selbst als ich vor ein paar Monaten in den Urlaub gefahren bin, habe ich mir sicherheitshalber ein paar Teebeutel eingesteckt, um auch unterwegs einen Schluck innerhalb meiner Komfortzone nehmen zu können. Als ich dort den Frühstückssaal betreten habe, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Neben den üblichen Rooibos- und English-Breakfast-Tees lagen zartrosa Beutel mit Sakura-Print, die mir ein fein-fruchtiges Erlebnis mit einem Hauch japanischer Lebensart versprachen. So kann der Tag beginnen!
Die Autorin: Annalena Rauh (sie/ihr) ist Fan von Leo-Print, allen fremden Katzen, die sich auf der Straße streicheln lassen und wenn es beim Cappuccino einen kleinen Keks dazu gibt.
Ich liebe Knobeln – aber ich hasse Zahlenkreuzworträtsel, Wortsuche, Sudoku und Gitterrätsel. Als mein Kreuzworträtselheft-Abo ausgelaufen ist, habe ich mich auf dem Markt umgesehen. Dabei lautete meine Devise: möglichst viele Schwedenrätsel (eindeutig die beste Rätselart) für den geringsten Preis in einem Heft finden. Der klare Gewinner meines Marktchecks heißt 100 Seiten Schwedenrätsel, stammt aus dem Hause Bastei und kostet 1,99 €. Super Preis, super Rätsel-Abwechslung (zum Beispiel Silbenrätsel neben Riesen-Schweden neben Wabenrätseln), super Sache. Dieses A5-Heft ist der perfekte Wegbegleiter und macht keine halben Sachen wie große Teile seiner Konkurrenz.
Die Autorin: Kim Becker (sie/ihr) ist Fan von Eurovision Song Contest, Kreuzworträtseln und Kakao.
Männern auch mal Blumen schenken oder ihnen auf der Straße nicht mehr ausweichen. Auf TikTok und Instagram sprechen große Influencerinnen und private Accounts aktuell häufig über den sogenannten Mikrofeminismus. Aber worum geht es dabei? Und wieso sind FLINTA Fan davon?
Foto: British library via flickr
Mikrofeminismus bezeichnet kleine feministische Gesten oder Verhaltensweisen im Alltag, die FLINTA* (Akronym für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen und weitere Variationen der Geschlechtervielfalt) nutzen können, um, mal mehr, mal weniger subtil auf bestehende Vorurteile oder Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Die Gesten können sich in der Sprache widerspiegeln, aber auch konkrete Handlungen umfassen. Dadurch sollen diskriminierende Strukturen und Rollenbilder im Alltag zunächst sichtbar gemacht und anschließend hinterfragt werden. Gleichzeitig kann er für FLINTA* aber auch ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Solidarität erzeugen und gegen die Ohnmacht helfen, die sich in der Auseinandersetzung mit Sexismus einstellen kann. Und manchmal reicht dafür einfach schon ein verdutzter Blick des Gegenübers, der für ein kleines Erfolgserlebnis sorgen kann.
Mikrofeministische Aktionen können spielerisch sein, zum Beispiel wenn eine Frau* einem Mann die Tür aufhält und nicht andersherum. Aber er kann auch konfrontativ sein, wenn Frauen* Männer beispielsweise darauf hinweisen, dass sie ihnen ständig ins Wort fallen. „Mikrofeminismus, Feminismus generell, kann für die ein oder andere Person vielleicht unbequem sein, aber genau das soll er ja.“ So fasst es Silvi Carlsson, eine deutsche Content-Creatorin, in einem ihrer Reels auf Instagram zusammen. Wie wirkungsvoll Mikrofeminismus letztendlich ist, ist bislang wissenschaftlich noch nicht geklärt. Aber auch, wenn Mikrofeminismus nicht dazu führt, den Gender Pay Gap oder Gender Care Gap zu schließen, kann er trotzdem wichtige Denkanstöße geben und für Menschen, die von sexistischen und patriarchalen Diskriminierungsstrukturen betroffen sind, für kleine Jubelmomente sorgen.
„Gerade so alltägliche Sachen können dazu führen, Gedankengänge nachhaltig zu verändern. Beispielsweise weiche ich männlich gelesenen Personen nicht mehr aus, nur weil ich weiblich gelesen bin. Ich habe mich nicht zu „unterwerfen“. Vom generischen Femininum als Mikrofeminismus halte ich aber zum Beispiel herzlich wenig, weil das nicht-binäre Personen weiter ausschließt.“ Lea, 23
„In der Bahn mache ich immer Womanspreading – ich nehme mir meinen Platz.“ Celine, 27
„Ich weiche Männern auf dem Gehweg nicht mehr per se aus.“ Stella, 30
„Wenn ich mich mit meinen Freund*innen fertig mache, um auszugehen, biete ich auch ganz selbstverständlich meinen männlichen Freunden an, ihnen die Nägel zu lackieren oder sie zu schminken.“ Sophia, 26
„Ich versuche, das sprachlich mehr im Alltag umzusetzen. Zum Beispiel habe ich bei der Europameisterschaft dieses Jahr immer Männer-EM gesagt, und nicht nur EM. So etwas gibt mir das Gefühl von Selbstwirksamkeit, ohne große Grundsatzdiskussionen anzufangen.“ Katharina, 23
„Ich arbeite in der Gastronomie. Wenn ich Getränke an den Tisch bringe und vorher nicht weiß, wer was bestellt hat, stelle ich das Bier immer bei den Frauen hin.“ Ina, 19
Die Autorin: Katharina Kitt (sie/ihr) ist Fan von koffeinfreiem Kaffee, Spotify-Smart-Shuffle und Sommerabenden am See mit Eis.
Prickelnde Limo im Glas, Sonnenstrahlen auf der Haut und Outdoor-Spaß mit Freund*innen – was gibt’s Besseres? Genau diese Stimmung vermissen viele in den kühleren Monaten, und ab Herbst klopft die „seasonal depression” an. Als großer Sommer-Fan sage ich ihr den Kampf an, und hier erfährst du, wie.
Grafiken: Marlene Datan
Mittelmeer-Vibes unterm Glasdach Sämtliche Großstädte sowie die meisten Uni-Städte verfügen über einen Botanischen Garten. Wer die Pflanzen südlicherer Regionen liebt, sollte unbedingt das nächstgelegene Glashaus aufsuchen und es sich wahlweise auf Bänken zwischen Sukkulenten oder unter Palmen im Tropenhaus bequem machen. Auch, wenn draußen die Blätter von den Bäumen fallen, wirst du dich hier wie im Sommerurlaub fühlen. Dazu noch einen Podcast deiner Wahl oder Musik auf die Ohren – wie wäre es mit der Band Jungle? Besonders das Album Volcano kommt sommerlich daher. Einfach in diese kleine andere Welt eintauchen. Je nachdem, wo du dich aufhältst, wird es total schwül oder vielleicht auch recht kühl. Zieh dich also passend an!
Ping Pong und Patsch Patsch Wer hat eigentlich behauptet, Ballspiele an freier Luft machen nur im Sommer Spaß? Tischtennis, Frisbee oder Badminton bieten sich auch, wenn es kühler wird, für alle an, die Lust auf etwas Bewegung haben, ohne danach duschen zu müssen. Ein bisschen auf den leichten weißen Ball hauen oder die Scheibe fliegen lassen und der Spaß ist garantiert. Bei dieser rhythmischen, relativ eintönigen Beschäftigung können die eigenen Gedanken außerdem wunderbar ruhiggestellt werden. Wer sich auf das Fluggerät konzentriert, kann kaum in Weltuntergangsstimmung ob der Klimakrise oder des Aufstiegs der Rechten geraten, zu fesselnd ist das konstante Hin und Her. Auch gut: Das Spielen ist genau so kommunikativ, wie ihr es möchtet. Hast du einen besonders sozialen Tag hinter dir? Hier kannst du aufgrund der Distanz zwischen den Spieler*innen etwas Ruhe vom Socializing genießen. Und wem es genau andersrum geht, wer also besonders viel reden will, macht vielleicht zwischendurch eine Pause und folgt dem nächsten Tipp.
Schlürfen, Sippen und Schmecken lassen Die Gourmets unter uns wissen es schon längst, andere müssen es noch lernen: Säfte und Limos sind die geschmackvollsten Getränke, die die Menschheit bisher entwickelt hat. Seien es klassisch O-Saft und Zitronenlimo oder etwas kreativere Produkte wie Guavensaft oder Grapefruit-Brause. Mal Spaß beiseite: Natürlich ist das Fruchtig-Süße nicht für jeden etwas, aber wer sich noch nicht sicher ist oder bloß aus Angst vor Zuckerkonsum nicht heranwagt, derdem sei ein erneuter Versuch ans Herz gelegt. Im Späti deines Vertrauens oder schlichtweg im Supermarkt wird jede*r fündig. Bei der Vielfalt an Angeboten, die uns die großen Discounter bieten, wirst du auch bei den ausgefallensten Interessen etwas finden. Bergamotte-Minze? Guave-Yuzu? Kein Problem. Ein Hoch auf den Kapitalismus!
Einfach mal hinlegen Besonders wenn die Parks, Gärten und Flussufer grün erstrahlen, ist das Abhängen und Rumliegen dort eine Quelle der Erholung. Aber wenn uns das Wetter daran hindert, tatsächlich rauszugehen, ist das noch nicht das Ende des Sommer-Genusses. Abhilfe schafft eine mentale Übung, die sich vom Bett oder Teppich aus ganz einfach praktizieren lässt: die Traumreise. Was in Kindergärten und Yoga-Sessions alltäglich ist, wird von einigen Menschen belächelt – und hat dennoch seine Wirkung. So wie Imaginationsübungen helfen können, mit Ängsten umzugehen, so können sie auch dafür sorgen, dass sich der Körper entspannt. Man nehme einfach ein digitales Endgerät zur Hand und nutze die Suchfunktion auf YouTube oder Spotify und voilà, schon hat man eine angeleitete Traumreise und kann loslegen. Wer sich ernsthaft auf die Stimme einlässt, kann das Rauschen des Meeres oder die raschelnden Baumwipfel hören und komplett herunterfahren. Dafür reichen auch mal 15 bis 20 Minuten. Und falls das am Ende nicht reicht: Vielleicht doch einfach einen Urlaub planen?
Der Winter ist für viele hart. Vielleicht wirkt am Ende keiner dieser Tipps für dich und die Tageslicht-Lampe gibt den Geist auf. In diesem Fall bleibt nur eins: die Hoffnung auf den nächsten Sommer – denn zumindest eins ist sicher, er wird kommen.
Die Autorin: Sarah Becker (sie/ihr) ist mehr als ihr halbes Leben Fan vom Fußball der Frauen und einen kleinen Bruchteil abhängig von Spekulatiuscreme.
Die Künstlerin: Marlene Datan (sie/ihr) ist Fan von ihren Freund*innen, Zimt und dem Podcast Herz & Sack.
Es gibt Menschen, die sind Fan von Ronaldo oder von den Rolling Stones. Und es gibt Menschen wie mich: Fans von Literatur. Wer sind wir? Und was unterscheidet uns Literaturfans von anderen Fans? Ein Selbstbericht.
Grafiken: Kim Becker
Denk mal an Fans. Was siehst du? Wahrscheinlich eine Fankurve im Stadion, kreischende Fans auf einem Festival oder Autogrammjägerinnen am roten Teppich. Literaturfans mögen sich in mancherlei Hinsicht von diesen Fans unterscheiden. Eines haben wir aber gemeinsam: Wir wollen alles über die eigenen Idole wissen. Wie sind die Autorinnen zum Schreiben gekommen? Wie sah ihr Arbeitsalltag aus? Anders als bei anderen Fans ist allerdings, dass das Leben von Schriftstellerinnen meist nicht spannend ist. Dazu kommt, dass das Leben von Autorinnen, die 1817 gestorben sind – zumindest aus Sicht von uns Fans – unzureichend dokumentiert ist.
Fan von Gedanken sein Es ist nicht so, als würden wir nichts über Schriftsteller*innen und ihre Eigenheiten wissen. Hans Fallada hat sein Leben lang Meldungen aus der Zeitung ausgeschnitten, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Geschichte zu machen. Aus einem solchen Zeitungsschnipsel soll sein Roman Jeder stirbt für sich allein entstanden sein. Richard Ford berichtet, dass er seine frisch verfassten Manuskripte in den Kühlschrank legt. Damit sie in Sicherheit sind, wenn das Haus abbrennen sollte. Über John Steinbeck wird erzählt, dass er alle seine Manuskripte mit Bleistift in dicke Notizbücher schrieb. Sobald eine Seite vollgeschrieben war, soll er sie aus dem Buch getrennt und mit Haarspray eingesprüht haben, um den Bleistift zu fixieren.
Abgesehen von solchen Eigenarten ist das Leben vieler Schriftstellerinnen unspektakulär – sie gehen wenn dann auf Lesereise oder treten mal beim Bachmannpreis an. Das, was sie jedoch die meiste Zeit tun, ist an ihrem Schreibtisch zu sitzen und nachzudenken. Dadurch, dass Schriftstellerinnen oft gegenüber ihrem Werk im Hintergrund bleiben, kann man Fan des Werks einer Person sein, ohne Fan der Person selbst zu sein. Das ist man als Literaturfan häufiger als zum Beispiel als Fan von Musikerinnen. Genauso kann man Fan von Protagonist-innen sein. Ich kann nicht sagen, wie oft ich Büchern wegen der Hauptfiguren schon nachgetrauert habe. Oft lese ich Bücher wieder und wieder, nur um den Personen darin nochmal zu begegnen. Dass wir oft nicht viel über das Leben von Autorinnen wissen, ist weniger störend, als man vielleicht denken würde. Denn das, was an Schriftstellerinnen spannend ist, ist nicht ihr Lebensstil oder ihre Person, sondern ihre Gedankenwelt. Und diese ist zugänglich – indem man liest.
Zwischen die Seiten fliehen Die Gedankenwelt der Schriftsteller*innen ist der Heimathafen, in den man sich flüchten kann, wenn der eigene Alltag unspektakulär oder überwältigend ist. Genauso wichtig wie die Inhalte ist der Stil: Formulierungen, Satzbau und Wortwahl kann ich irgendwann nachahmen, weil ich so vertraut mit ihnen bin. Schon Kafka schreibt, dass Lesen eine Flucht aus der Wirklichkeit sein kann. Literatur bietet Einblick in eine andere Realität, oft sogar in andere Welten. Während man sich in die Texte vertieft, vergisst man die eigene Umwelt und die eigenen Sorgen. Jedes Jahr habe ich in den Sommerferien ganze Tage in Romanen verbracht. Ich bin nur im Abstand von Stunden aus den Geschichten in die Realität zurückgekehrt, immer ein bisschen verwirrt und mitgenommen von dem schnellen Wechsel zwischen den Welten.
Der Einfluss von Literatur Für mich ist Literatur aber nicht nur eine Flucht. Werke der Autorinnen können auch mit der Wirklichkeit konfrontieren. Sehr oft sind die Texte ein Abbild der Gesellschaft, in der die Autorinnen leben. Indem sie schreiben, weisen Schriftstellerinnen mal subtiler, mal weniger subtil, auf Missstände hin. Dadurch besitzt Literatur politische Macht. „Ich glaube, dass Literatur – ein Roman, eine Erzählung, sogar eine Zeile aus einem Gedicht – die Macht hat, Reiche zu zerstören“, schreibt die britische Autorin Doris Lessing in ihrer Autobiografie Schritte im Schatten. Das NS-Regime verbrannte Bücher. Und bis heute werden Schriftstellerinnen weltweit politisch verfolgt. Der Autorinnenvereinigung PEN zufolge wurden allein im Jahr 2022 acht Schriftstellerinnen getötet und 51 waren inhaftiert. Das zeigt, wie sehr Diktaturen und Unrechtsregime den Einfluss von Literatur fürchten.
Sich selbst wiederfinden Aus politischen Gründen kann man Fan von Literatinnen sein, aber meistens bin ich aus sehr persönlichen Gründen Fan. Literatur kann mir für mein eigenes Leben Denkanstöße geben. Besonders, wenn ich mich selbst zwischen den Seiten der Bücher wiederfinde. Identifikation ist bei allen Fans sehr wichtig; insbesondere auf die Literatur bezogen. Das Gefühl zu haben, dass man versteht, was der*die Autorin in seinem*ihrem Werk sagen will, und sich gleichzeitig selbst verstanden zu fühlen, macht Identifikation in der Literatur aus. Vertieft wird die Bindung zu Werken, Protagonistinnen und Autorinnen dadurch, dass Geschichten, aber auch Gedichte oder Dramen, Emotionen entstehen lassen. „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“, wie Kafka schrieb. Aristoteles beschrieb das Konzept der Katharsis, also der inneren ‚Reinigung‘, dadurch, dass man Rührung und Schrecken während eines Theaterstücks erlebt. Beim Lesen von Literatur erfährt man vielleicht nicht direkt eine Reinigung, aber doch eine Reifung.
Als Fan kann ich berichten, dass die angehimmelten Schriftstellerinnen irgendwann wie gute Bekannte sind. An sie kann ich mich wenden, wenn ich eine Auszeit brauche, einen Rat oder eine andere Perspektive. Fan von diesen Bekannten zu sein, ist kein Spaziergang. Anders als andere Fans müssen wir uns allen möglichen Komplikationen stellen. Trotzdem ist ein Leben ohne Literatur für mich unvorstellbar. Die Teilhabe an den Gedanken der Generationen von Literatinnen im eigenen Bücherregal ist vielleicht nicht lebensnotwendig. Aber sie macht das Leben unendlich viel reicher.
Fun Fact: Der früheste Nachweis des Wortes „Bücherwurm“ zitieren die Brüder Grimm aus Lessings Drama Der junge Gelehrte von 1749. Tatsächlich gibt es einige Nagekäferarten, die liebend gerne an Büchern knabbern. Wie ihre menschlichen Vertreter*innen vernichten sie Zeile um Zeile, bis nichts mehr von einem Buch übrig ist.
Die Autorin: Elly Winter (sie/ihr) ist Fan von italienischen Filmen und Bücherregalen, die nach Farbe sortiert sind.
Fanfiction has gone from being a niche hobby for a small writer’s community to inspiring large movie productions. A Dutch PhD student made her hobby into a career and is now researching the fanfiction community academically. She explains, why the work fans are doing online deserves to be taken seriously.
Fotos: Kim Becker, Privat
To start, what’s your favourite fanfiction? Julia Neugarten: My favourite fanfiction is a fanfiction from the BBC Sherlock series. I remember this fanfiction because it’s the first alternate universe fanfiction I read and enjoyed. I started in the Harry Potter fandom and didn’t read alternate universe fanfics because I was very attached to Hogwarts. But there were so many alternate universes coming into the Sherlock fandom and I enjoyed the character dynamic in that one. In this fanfiction, Sherlock is a classically trained actor in Britain and he has to work with John, who’s a popular American movie actor – they of course fall in love.
How did you discover fanfiction? I started in the Twilight fandom. I was very young. The fanfictions I was reading there were mostly like romance novels, but that fandom is really interesting from an academic perspective. Twilight was immensely popular and drew a lot of people to fanfiction, but most of those were not in a lot of other fandoms and weren’t experienced with the unwritten rules of most fanfiction communities up to that point. That made the community different and caused some tensions with the existing fanfiction communities. This was also around the time when E.L. James committed a huge faux pas in essentially monetizing her fanfiction of Twilight to publish 50 Shades of Grey. At the time, it was an unwritten rule that fanfiction writers were not supposed to make money off their writing, it was just supposed to be a shared hobby. People were very angry with her for publishing her work. I didn’t know all of this back then, I just became bored with the Twilight fanfics at some point, because they were all romance texts, and I felt the fandom was very dramatic. So I forayed into the Harry Potter fandom, which was more fun.
How did fanfiction become a research topic for you? I was still reading fanfiction when I was doing my BA and MA in literature. I had one class during Covid where we were assigned War and Peace (a really long book). I ended up really enjoying that book, but I grew a little frustrated because I felt that at university we were reading a lot of books that nobody I know has actually read. And I know a lot of people who read a lot. So it’s not that people just don’t read, it’s that in academia we have a highbrow concept of literature that doesn’t align with how texts operate for a lot of people in the real world. And additionally, there’s this sort of anxiety that young people don’t read anymore, right? In the media and academia, everyone seems to be very worried about this and I’m sure that that’s legitimate and true. But at the same time, I was online and I was seeing so many young people read so much and write so much and engage with stories in such a positive, critical, attentive way. So there are people out there writing and reading fanfictions as long as War and Peace. What was missing in my studies for me was an understanding of how reading works for young people in the digital age.
I wanted an academic career and to research something for which I would be the best-suited person to do that research. I have so much experience reading fanfiction and so many opinions on fanfiction, I wanted to put those in an academic setting and hopefully use this experience and knowledge to teach people something new. I took a tutorial on the subject during my Masters, where I researched more on the rich history fanfiction has within fan cultures. I had a bit of trouble working out a methodology for myself. There’s not really a canon of classical fanfiction works that everyone in the fandom can agree on, at least not anymore. But I got more into the digital humanities and started to research large-scale patterns and reader-response theory. Most of my research takes place on Archive Of Our Own, it’s just the website I think is the best, and it’s where I know the rules of conduct. Every website has different rules.
Why do you think it’s important to research fanfiction? My key reasoning for studying fanfiction is that it offers insight into the kinds of stories that people are interested in reading and writing that we are not getting from the mainstream. Mainstream production of stories in popular culture is not catering to everyone’s tastes, and there are lots of reasons for that. Some of them have to do with money, others have to do with culture.
But I think the key thing to studying stories is really what they mean to people, right? It’s about what they do in the real world, to people’s worldviews and people’s experiences. Fanfiction can give us a sense of what it is people want to read about, that they’re not reading about elsewhere. I’m focusing on, for example, representations of gender dynamics because fanfiction is overwhelmingly written by people who are not cis-hetero men. Does that make a difference to the way fanfiction represents gender and sexuality? The answer is obviously yes. But then the question becomes in what ways?
And another thing I’m very interested in are representations of illness and differently-abled bodies and mental health. In pop media and literary fiction, we have an array of ways to talk about that and ways of representing that that don’t always do justice to the experience. And then when you look at the fanfiction, you can see that people are looking for different types of representation. It’s also about fun. There are obviously heavy, politically oriented reasons for studying fanfiction, but the other thing that I think is interesting is the question, what do people actually do for fun? Does fanfiction function as a sort of escape from everyday life? Does it enhance everyday life in some way? My thinking is that fanfiction can complement our understanding of the cultural sphere by illuminating what that mainstream cultural sphere is not showing us.
Which stereotypes around fanfiction do you encounter? Which bother you the most? How do you counter them? I have been pleasantly surprised in this regard because I have this sort of internalized shame or awkwardness when telling people I research fanfiction. But on the whole, people are just curious about the topic. Older professors just don’t know enough about the topic to even judge me, they are mostly just surprised to hear that people are writing stories on the internet. It’s more likely that a younger person or someone involved with fanfic will ask if fanfiction isn’t just all pornographic. So if people don’t know the stereotypes around fanfiction, I just don’t tell them.
But I think now it’s not even embarrassing to be a fan anymore since fandom has become so mainstream. Think of phenomena like Harry Potter or Taylor Swift. Being in the queue online to buy Taylor Swift tickets was probably the biggest fan experience I ever had because it felt like everyone was posting about the same experience online. So being a fan is not a subculture anymore. I remember my dad told me that he would sometimes camp out to buy concert tickets when he was younger and that seemed like a pretty niche thing to do. Of course, negative stereotypes around fans still exist, for example, this idea that fans are irrational, and this is of course tied to the idea that fans are mostly teenage girls or women.
Do you feel that in researching fanfiction in a literary studies context, you’re helping to bring the form into the mainstream? This is something I do think about because I don’t want to endanger this subculture by exposing other people to it, who might not have sought it out if it weren’t in the context of a classroom. I don’t want to create a circus-y feeling where people in academia might mock what is being written, not out of any type of rudeness but simply because they are uninformed. There’s one story of someone who gave a class on fanfiction encouraging their students to leave constructive feedback as comments under certain stories. That’s a real faux pas: in the fanfiction community, it’s the norm to only leave positive feedback. If you don’t like it, don’t read it! There’s a big selection out there and if someone has written and provided this for you for free, just don’t critique it. I don’t want to expose people to this gaze of people who are not coming there motivated by a personal connection and perhaps might even take a mocking stance, or for it to feel like uninformed anthropological research.
What is the fanfiction community like? In general, I’d say the community is very nice, however, I’m not active anymore, in that I’m not writing fics. But my experiences have been positive. I remember getting six positive comments within 24 hours on a fanfiction I wrote some time back, I was blown away by that. In terms of the metrics of the platform, that’s not a lot. But in terms of just me being a writer who usually just sits alone at home and doesn’t share her writing with anyone, six people is insane. That’s fantastic. In general, I like that it’s an old-school fan community where you can enjoy some sense of anonymity and you can keep some parts of yourself on the down low. I have a mobility issue, so when I walk into a room, it’s something people notice about me. When I was 17 or 18, I was self-conscious because of that but online, no one needed to know. I didn’t have to worry about it at all, which was great. And I think that helped me to not worry about it in real life. If you’re having all these encounters online where people are just nice to you and you can be an interesting person based on just the things that you’ve written and the things you say then it’s easier to also think of yourself in that way in real life. Of course, there are problems that come with that anonymity, there are always some people trying to scam someone. And of course, there’s the other side of the fanfiction community where people can be very mean to you if they think you are interpreting their favourite fictional character in the wrong way. People take the things they are fans of very seriously, but I think that’s also what being a fan is: taking something very seriously that other people might not.
What do you think about the recent trend of films based on fanfictions, like The Idea of You or the After series? It’s a complicated issue because on the one hand I think ‘good for them’. It’s a lot of work to write fanfiction that people like. If people who otherwise would not be getting equal wages can get a lot of money for their creative work, I do think they are deserving of that money. You are not a better artist because you’re poor. On the other hand, I think the trend that fanfiction can also be seen as something that can make money takes some of the fun out of fanfiction. I prefer to read fanfiction where I have a reasonable faith that the author is not trying to make money off of it because then the author and I are on equal footing in terms of our investment in the source material and the reading and writing experiences being primarily emotionally motivated.
Die Autorin: Maria Menzel (sie/ihr) ist Fan von der Farbe grün, Pickleball, Backwaren und Nordseeinsel-Dokus.
Das Spektrum der Vogel-Dokumentation ist sehr breit. Als begeisterte Vogelbeobachterin wäre der Suchbegriff „Vogel” auf meinem ARTE-Account schon eingespeichert, wenn das denn ginge. Und lasst es euch gesagt sein: Es gibt wenige sehr schlechte ornithologische Dokumentationen. Besonders positiv hervorzuheben ist jedoch eine spezielle Doku-Serie. The Life of Birds von David Attenborough ist eine zehnteilige Reihe der BBC, die in 42 Ländern über drei Jahre hinweg gefilmt wurde. Und sie wird die, die nichts über Vögel wissen, zu echten Vogel-Fans machen. Jede der zehn Folgen behandelt ein anderes Thema, wie beispielsweise die Mechanik und Notwendigkeit des Fliegens, die Kommunikation von unterschiedlichen Vögeln oder die Küken-Aufzucht verschiedener Arten. In allen Folgen zu spüren ist die unfassbare Hingabe und Leidenschaft David Attenboroughs für die Natur, für Tiere und den Erhalt von Flora und Fauna. Gerade deswegen macht es so große Freude, ihm durch die zehn Episoden zu folgen und seiner beruhigenden Stimme zu lauschen. Auch, wenn die Doku-Reihe aus dem Jahr 1998 stammt – die Erkenntnisdichte, gepaart mit wundervollen Bildern und dem Wow-Effekt, der nach dem Schauen eintritt, ist für mich einzigartig und macht The Life of Birds zur einzig wahren Doku-Empfehlung.
Die Autorin: Laura Weinmann (sie/ihr) ist Fan von Trash-TV, Laugengebäck, Oasis und Gedichten von Erich Kästner.
Überraschungsfaktor:
Ästhetische Aufmachung:
Lerneffekt:
Erzähler*innenstimme:
Wenn in den Nachrichten von spektakulären Kunstdiebstählen zu hören ist, sind meist Gemälde von Picasso, Matisse oder Rembrandt verschwunden. Doch nicht nur die ganz großen Künstler werden Opfer von Kunstrauben. Auch die tschechische Exil-Malerin Barbora Kysilkova muss eines Tages feststellen, dass zwei ihrer Gemälde mitten am Tag aus einer Galerie in Oslo entwendet wurden. Allzu vorsichtig waren die Diebe allerdings nicht: Recht schnell können sie überführt werden. Die Bilder aber bleiben verschwunden. In der Dokumentation The Painter and the Thief wird die Künstlerin Barbora bei der Suche nach ihren Bildern und dem Versuch einer Begründung für den Diebstahl begleitet. Über einen Zeitraum von drei Jahren erzählt Regisseur Benjamin Ree aus verschiedenen Perspektiven von einer komplexen Beziehung und einer ganz besonderen Freundschaft zwischen der Malerin und dem Dieb Karl-Bertil Nordland. Die Dokumentation zeigt unfassbar gefühlvoll, intim und bedrückend die ambivalente Verbindung zweier Menschen, die durch außergewöhnliche Umstände aufeinandergetroffen sind. Es ist mit Sicherheit die eigenartigste und gleichzeitig beste Doku, die ich bisher gesehen habe (und das waren einige). Nicht nur, weil die Bilder schön, die Geschichte besonders und die Charaktere speziell sind, sondern weil sie mich noch Wochen später beschäftigt und nachdenklich gemacht hat.
Die Autorin: Ella Papen (sie/ihr) ist Fan von Gummibärchen, Sonnenuntergängen und beim Puzzeln Hörbücher hören.
Überraschungsfaktor:
Ästhetische Aufmachung:
Lerneffekt:
Erzähler*innenstimme: keine
Meine Empfehlung ist Squaring the Circle von Anton Corbijn aus 2022. Der Film erzählt in 101 Minuten die Geschichte der Grafikdesign-Agentur Hipgnosis, auf die die weltweit bekanntesten Vinyl-Cover ab den 1960er-Jahren zurückgehen. Ob The Dark Side of the Moon von Pink Floyd, Deceptive Bends von 10cc oder Scratch von Peter Gabriel – die Cover von Hipgnosis bleiben im Gedächtnis, weil sich die beiden Köpfe dahinter, Storm Thorgerson und Aubrey Powell, trauten, unkonventionelle Wege einzuschlagen. Der Dokumentationsfilm nimmt uns mit in die Gedankenwelt von „Storm“ und „Po“ und zeichnet die Prozesse hinter den verrückten Ideen der beiden nach. Wir erfahren in grafisch ansprechend gestalteten und leicht aufnehmbaren Abschnitten, wie das unberechenbare Duo unzählige innovative Cover umsetzte und die Welt begeisterte. Mich hat der Film mitgerissen, weil er aufzeigt, wie gewinnbringend Teamwork in kreativen Prozessen sein kann und wie wichtig es ist, sich große Ziele zu stecken, um das eigene Potenzial auszuschöpfen. Besonders Kunstbegeisterte sollten sich diese Doku ansehen, aber auch für Musikfans ist die Geschichte spannend. Und auch für alle, die einen Push brauchen, ist die Erfolgsstory von „Storm“ und „Po“ inspirierend – ich kam zumindest voller Tatendrang aus dem Kino!
Die Autorin: Kim Becker (sie/ihr) ist Fan von Eurovision Song Contest, Kreuzworträtseln und Kakao.
An Halloween ziehst du mal wieder das eingestaubte Hexen-Kostüm aus dem Schrank und an Fasching tut es ein bisschen Make-up? Cosplayer*innen arbeiten teilweise monatelang an Kostümen ihrer Lieblingscharaktere. Yon erzählt uns, wie sich seine Leidenschaft entwickelt hat, was ihm in der Szene besonderen Spaß bereitet und an welchem Kostüm er gerade arbeitet.
Fotos: Yon, @mickiegraphy,@pics.by.jani
Welche Computerspiel-Figur ist deine liebste und warum? Yon: Mein liebster Videospiel-Charakter ist Technoblade. Den cosplaye ich immer wieder. Technoblade hat auf Dream SMP gestreamt und ist ein cooler Charakter mit einer tollen Geschichte und einem schönen Charakter-Design. Ich mag an ihm, dass ich kreativen Freiraum habe, wenn ich ihn cosplaye, und selber entscheiden kann, wie ich mich in der Figur verhalte.
Info:Dream SMP war ein Multiplayer-Minecraft-Server, auf dem das „Dream Team“, eine Gruppe Gamer*innen, in verschiedenen Rollen und einem improvisierten Handlungsablauf Allianzen gebildet und Kriege ausgetragen haben.
Habt ihr einen ähnlichen Charakter? Wir sind uns charakterlich nicht sehr ähnlich. Sein Charakter ist sehr, sehr selbstbewusst und stark. Ich finde den Charakter inspirierend und cosplaye ihn deshalb. Ein Charakter, mit dem ich mich sehr identifizieren kann, ist beispielsweise Peter Parker aus Spiderman. Das ist einfach ein normaler Junge, der in die High School geht und nicht reich ist – das fühlt sich eher nach mir und meinem Leben an.
Wann hat deine Leidenschaft für Cosplay angefangen? Mit neun Jahren war ich auf meiner ersten Cosplay-Convention, weil ich meine Schwester begleitet habe. Ich gehe aber auch schon sehr lange aus eigenem Interesse auf die FrankenMEXX in meiner Heimatstadt Nürnberg. Meine Schwester hat mich schon früh unterstützt und passend eingekleidet. Für mich habe ich dann immer wieder gecosplayed, aber auf Conventions bin ich erstmal nicht gegangen. Ab 2022 habe ich das mehr gemacht und verfolge das Cosplayen seitdem ernster. Das liegt daran, dass Technoblade in dieser Zeit an Krebs gestorben ist und ich auf einer Convention Gleichgesinnte finden und ins Gespräch kommen wollte. Meine Mama hat mir dazu geraten, weil sie gemerkt hat, dass ich traurig war und wusste, dass ich dort Spaß haben werde. Auf der Convention habe ich mich mit jemandem angefreundet, der sich als ein Charakter aus Dream SMP verkleidet hat und dann habe ich das weiter verfolgt.
Was kann man alles cosplayen? An sich kannst du alles cosplayen: Figuren aus Büchern, Animes, Videospielen, Serien, Filmen, Mangas. Es gibt auch Leute, die cosplayen Menschen aus dem echten Leben. Ich sehe beispielsweise oft Drag-Outfits zu Joost Klein aus dem diesjährigen Eurovision Song Contest. Da leben sich manche richtig aus mit aufwändigem Drag-Make-up und dem blauen Anzug mit den spitzen Schultern.
Wie viele Kostüme hast du? Momentan arbeite ich an einem Spiderman-Suit in Anlehnung an den Far From Home-Teil. Den erstelle ich selber aus Spandex und das ist eine ganz schöne Herausforderung, weil ich vorher noch nie damit gearbeitet habe. Aber ich bin hoffnungsvoll und glaube an den Prozess. Fertige Kostüme habe ich von den Charakteren Karl Jacobs, TommyInnit, Quackity und Technoblade aus dem Dream SMP und für Technoblade einige Waffen wie beispielsweise eine Armbrust. In Zukunft möchte ich noch etwas von der Dream SMP-Welt weggehen und andere Charaktere cosplayen. Da habe ich gerade Marvel-Charaktere im Blick und ich möchte jemanden aus dem Videospiel, genauer gesagt Storytelling Game, Detroit: Become Human cosplayen.
Wie teuer kann ein Kostüm werden? Das kommt darauf an, ob es fertige, gekaufte Cosplays sind. Dann kommen sie auf Preise zwischen 90 und 150 Euro. Perücken können ungestyled alleine schon bei 20 bis 100 Euro liegen – je nachdem, was für eine Art man nimmt. Beispielsweise sind Echthaar-Perücken teurer, aber die verwendet für Cosplay kaum jemand, weil sie schwerer zu stylen sind. Wenn ein Cosplay-Kostüm selbst hergestellt ist, können die Kosten sehr variieren. Für detaillierte Cosplays können die Ausgaben über 750 Euro betragen. Beispielsweise hat mich mein selbstgemachter Spiderman-Anzug ungefähr 80 Euro gekostet. Das waren 30 Euro für das Schnittmuster und 50 Euro für das Bedrucken des Stoffes. Für mein Technoblade-Kostüm habe ich ungefähr 150 bis 200 Euro ausgegeben – da hat der Stoff für die verschiedenen Capes alleine schon 80 Euro gekostet. Aber Cosplay muss nicht teuer sein! So genannte „Closet Cosplays”, also Cosplays, die aus Dingen bestehen, die man schon besitzt, kosten beispielsweise deutlich weniger. Die würde ich auf 20 bis 30 Euro schätzen – so viel hat beispielsweise mein Karl Jacobs-Kostüm gekostet.
Bei einer endlosen Auswahl an Optionen für das nächste Kostüm kann die Entscheidung schwerfallen. Wie wählst du das nächste aus? Das ist echt nicht leicht. Freund*innen von mir cosplayen, weil ihnen das Design des Charakters gefällt, aber ich entscheide mich für eine Figur nur dann, wenn sie mir zu 100 Prozent gefällt. Wenn ich einen Charakter liebe, dann stecke ich viel Arbeit und Zeit in das Kostüm – das ist mein Anspruch. Beispielsweise habe ich an meinem Technoblade-Kostüm seit 2022 gearbeitet und erstelle jetzt noch neue Waffen.
Dauert das Basteln an einem neuen Kostüm immer so lange? Das kann total variieren. Ich kenne viele Leute, die sich drei, vier Monate für ein Kostüm nehmen. Wenn die Kostüme so aufwändig und größer sind wie mein Technoblade-Kostüm – beispielsweise sogenannte „Full Armour“-Kostüme, also Verkleidungen mit allen Details und der gesamten Palette an Waffen, kann das mehrere Jahre beanspruchen. Außerdem hängt das davon ab, mit welchen Materialien man arbeitet. Beispielsweise habe ich für einen Dreizack EVA-Foam verwendet. Das dauert dann länger, weil man alles per Hand ausschneiden muss, wenn man keinen Lasercutter hat. Mit einem 3D-Drucker geht es natürlich schneller, weil man während des Druckvorgangs an den nächsten Sachen weiterarbeiten kann.
Info: EVA-Foam ist ein Schaumstoff, der flexibler ist als andere Kunststoffe. Er ist durch Hitze verformbar und im Vergleich besonders leicht.
Das scheint, als könnte viel deiner Freizeit „draufgehen“ für Cosplay? Ja! Ich mache gerade noch eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondent auf Deutsch, Englisch und Chinesisch. Da bleibt nicht so viel freie Zeit, weil ich nebenher mehrere Sprachen lernen muss – gleichzeitig. Wenn ich weiß, dass ich an einem Wochenende nicht viel zu tun habe, setze ich mich direkt an einen Tisch in meinem Zimmer oder vor den Lasercutter und arbeite an Kostümen oder ich gestalte Details. Cosplay ist sehr vielseitig. Man kann viele Fertigkeiten und Fähigkeiten für die Kostümherstellung einsetzen. Beispielsweise Perücken-Styling, Make-up, 3D-Drucken, Lasercutting, Nähen, Fotografie, Videobearbeitung und vieles mehr – und natürlich Basteln mit diversen Materialien wie Resin, das ich für Smaragde verwende.
Info: Resin (englisch „Harz”) bezeichnet Gießharz. Es wird durch die Dehydrierung von Naturharzen gewonnen. Seine lichtempfindlichen Eigenschaften erlauben es, das Material in gewünschte Formen zu gießen und mittels UV-Licht sofort auszuhärten.
Achtet man mit der Zeit dann sehr auf die Details bei Kostümen von anderen? Wie kritisch bist du da? Ich achte nicht intensiv darauf. Jedes Cosplay ist cool! Man hat sich Mühe gegeben, ob detailreich oder nicht. Auch, wenn es gekaufte Kostüme sind, kann man noch Arbeit in die Präsentation stecken, beispielsweise bei der Perücke oder dem Make-up. Wenn ich Cosplays sehe von Charakteren, die ich mag, dann achte ich schon auf die Details. Aber da freue ich mich einfach darüber, wenn manche Details eingearbeitet wurden. Nach Fehlern suchen würde ich da nie.
Wie ist denn die Stimmung in der Szene generell? Ich merke immer wieder, dass sich alle unter die Arme greifen. Wenn ich in meine Cosplay-Freundesgruppe schreibe, ob mir jemand Tipps für den Umgang mit einem Material geben kann, dann wird mir direkt geholfen. Für das 3D-Drucken gibt es beispielsweise Apps, die Dateien zum Drucken sammeln, und es werden auf Social Media Schnittmuster gesammelt und Tutorials hochgeladen. Das sind einfach super schöne Seiten am Cosplay.
Was sind denn weniger schöne Momente, die du mit Cosplay verbindest? Da muss ich an einige negative Erfahrungen denken. Die haben oft mit Reaktionen von Fremden zu tun. Zwar gibt es auch einige, die im Vorbeigehen Komplimente machen, aber man erlebt auch das Gegenteil: In Frankfurt wurde ich am Bahnhof vor zwei Jahren neben den Gleisen angerempelt und gestoßen und es wurden unschöne Sachen hinterhergerufen. Im gleichen Jahr hat meine Freundinnen und mich in Coburg jemand angesprochen und uns gedroht, als wir im Cosplay auf dem Heimweg waren. Das kann schon Angst machen. In Nürnberg ist es zum Glück etwas anders, da bin ich am Hauptbahnhof schon mit meinem Kostüm inklusive Axt rumgelaufen und da hat mich nicht mal jemand irritiert angeschaut.
Laser-Cutter
Spray-Paint
Dremel
Wieder zu den schönen Seiten des Hobbys: Was bringt dir die meiste Freude innerhalb der Szene? Das Allerschönste ist, mit Freundinnen Neues zu erleben. Vergangenes Jahr bin ich mit Freundinnen für eine Convention in die Niederlande gefahren. Das war sehr schön, unterwegs zu sein und Freundinnen, die ich aus dem Cosplay kenne, in unterschiedlichen Orten und Ländern wiederzutreffen. Ich muss nie alleine auf einer Convention sein, weil ich immer jemanden finde oder schon kenne.
Wie fühlst du dich auf Conventions in deinem Kostüm? Das hängt davon ab, ob ich meine Kamera dabei habe und Videos mache – dann sehe ich zum Beispiel: Oh, mein Make-up sieht richtig gut aus. Oder: Wow, ich habe das Licht heute super eingestellt. Dann fühle ich mich selbstbewusster und freue mich, dass ich auf den Videos gut aussehe. Wenn es wärmer ist an der Convention, wie es beispielsweise im Juni in Bamberg der Fall war, dann ist das anstrengend. Aber die Freude überwiegt. Das ist so schön, die anderen Kostüme zu sehen, bei Wettbewerben vor Ort mitzumachen und mit Freund*innen abzuhängen – besonders, wenn man sich nicht oft sieht. Das fühlt sich cool an und macht Spaß!
Welche Videos drehst du dann? Ich filme TikToks, aber ich möchte bald auch mit YouTube anfangen. Ich würde gerne auf Conventions vloggen, aber das ist mit dem Equipment etwas umständlich im Kostüm. Aber ich bleibe dran. Mir geht es dabei vor allem darum, dass ich für mich und meine Freundinnen festhalte, wie schön die Convention war. Neben dem Stress vor Ort, wegen des Wetters oder weil man auf sein Kostüm achten muss, vergisst man das manchmal. Viele meiner Freundinnen fotografieren an den Events – das ist total cool. Ich probiere mich auch etwas an der Fotografie, dafür sind die Conventions perfekt.
Wann ist das nächste Cosplay-Treffen oder die nächste Messe, etc.? Im September ist die Connichi in Wiesbaden. Und ich freue mich schon auf die Dutch Comic Con im November!
Die Autorin: Kim Becker (sie/ihr) ist Fan von Eurovision Song Contest, Kreuzworträtseln und Kakao.
OOOOOOOOOOHEIIIIIIII! Ein Stimmungstief im Stadion kann nur durch eines so richtig besiegt werden: eine gute alte La-Ola-Welle.
Foto: Ella Papen, Grafik: Kim Becker
Seit den Olympischen Spielen 1984 ist sie ein Massenphänomen, was auch schon die Wissenschaft beschäftigte. Forscher*innen der Uni Budapest fanden heraus, dass La-Ola-Wellen gewissen Gesetzmäßigkeiten folgen. Üblicherweise bewegen sie sich im Uhrzeigersinn mit einer Geschwindigkeit von circa 20 Sitzen pro Sekunde – das entspricht 40 km/h. Um sie zu starten, werden etwa 25 Personen benötigt; jede gewöhnliche Schulklasse könnte im richtigen Moment also zum Stein des Anstoßes werden.
Doch auch naturwissenschaftlich ist die La-Ola-Welle interessant. Denn während sie im Stadion vor allem für gute Laune sorgt, wird sie im Tierreich für noch sinnvollere Zwecke genutzt. Drei Tierarten machen aus verschiedenen Gründen die Welle: südostasiatische Riesenhonigbienen, Präriehunde und Kaiserpinguine. Während ihre ganz eigene La-Ola-Welle für die Bienen vor allem dazu dient, ihre Nester vor Feinden wie Hornissen zu bedecken, testen Präriehunde mit der Welle gegenseitig ihre Aufmerksamkeit und Einsatzfähigkeit zur Futtersuche. Kaiserpinguine hingegen nutzen die Bewegung, die die Welle mit sich bringt: Sie bleiben so bei eiskalten Tempera- turen gut gewärmt.
Und auch die Sprachwissenschaft ist an der La-Ola-Welle interessiert – oder zumindest an der Begrifflichkeit. Denn bei der Bezeichnung handelt es sich um einen sogenannten „Pleonasmus”, ein rhetorisches Stilmittel, das oft auch als Stilfehler gesehen wird. Denn hier wird doppelt gemoppelt: „La Ola” bedeutet übersetzt aus dem Spanischen „die Welle”. Genau genommen sagen wir also „Die-Welle-Welle”. Und seid ihr jetzt alle bereit? OOOOOOHHH.
Die Autorin: Laura Weinmann (sie/ihr) ist Fan von Trash-TV, Laugengebäck, Oasis und Gedichten von Erich Kästner.
Eine sexistische Fantasie? Ist das ein hot Take? Oder wirklich ein Gewalttäter? Nein, nein, das ist nur das „lyrische Ich“. Ein Glück, dann kann Ich ja beruhigt sein… Oder?
Fotomontage: Anton Dietzfelbinger
Auf gar keinen Fall. Das in Liedern so mächtige „lyrische Ich“, das so viel Einfluss auf seine Konsument*innen hat, ist ein bedenkliches Phänomen. Auch wenn Geschmäcker verschieden sind, kann ein Lied aus der Ich-Perspektive ziemlich viel mit uns machen.
Täuschend echt So wie mit mir. Ich war Rammstein-Fan. Das Martialische, das Provokante, das Lyrische hat mich fasziniert. Womöglich etwas zu geblendet davon, die Rammstein-Texte immer und immer wieder auf eine vielleicht rechte Gesinnung zu untersuchen, ist mir die andere Problematik gar nicht aufgefallen.
Zwischen dem gerollten „R“ und der krachenden Musik fielen mir sogar teils progressivere Ansätze auf. Aber zweifelhafte Texte des lyrischen Ichs (my ass), wie „Bück dich! Befehl ich dir, wende dein Antlitz ab von mir!”, „Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr” oder „Komm her, du willst es doch auch, Sex!” tat ich als maßlose Übertreibung und provokative Fantasien ab. Im Vertrauen auf eine Distanz des Künstlers zu seiner Kunst. Offenbar weit gefehlt. Einige dieser Texte sind aus der Ich-Perspektive geschrieben. Und damit schien auf einmal alles legitim zu sein. Dachte ich naiv, bis es Rammstein nicht deutlicher hätte klarmachen können, dass das lyrische Ich ein zweischneidiges Schwert ist.
Zum einen wird das textliche Hineinversetzen in bestimmte Charaktere leider oft als großartiger, künstlerischer Stunt angesehen, was es durchaus auch sein kann. Andererseits sollte die Distanz der Künstler*in zum Inhalt – vor allem bei solchen Texten – irgendwo klar werden, sonst: hochgradig schwierig. Gerade, wo das ach so beeindruckende lyrische Ich häufig mit dem Männer-Genie-Kult vermischt wird und Genialität da gesehen wird, wo gar keine ist.
Geistiges Stabhochspringen mit Bruchlandung Spätestens das Beispiel von Rammstein hat klar gezeigt, dass nicht jeder Text die genialste aller geistigen Verrenkungen sein muss, sondern womöglich einfach eine perverse Altherrenfantasie ist. Für die der Dichter mUtMaßliCH einfach aufschreiben musste, was ihm so gefällt. Ich nenne keine Namen, ich habe Angst vor Kristian Sherz. Aber hier wurde mein Kunstverständnis in den noch fragilen Grundfesten erschüttert. Was oft als maßlos überzogene Provokation abgetan wurde, ist einfach Hardcore-Sexismus. Der Anschein besteht; es gibt offenbar keine Metaebene und hier schlüpft auch niemand in irgendeine Rolle.
Margarete Stokowski kommentierte das lyrische Ich 2020 mit den Worten, dass die alleinige Existenz des „lyrischen Ichs“ es in keinster Weise adeln würde. Noch dazu sei das „lyrische Ich“ zufälligerweise meist sexistisch. Gar kein Zufall war es, dass es in ihrem Text auch schon um Rammsteins Frontmann ging. Und wenn es heißt „Kunst muss vom Künstler getrennt werden“, funktioniert das eben nur, solange derdie Künstlerin selbst ihre „Kunst“ von sich zu trennen weiß.
FSK 18 So groß die Faszination vor dem gedanklichen Fremdgang in eine andere „Rolle“ auch manchmal ist. Das „lyrische Ich“ sollte in die „FSK-18-Abteilung” der Musikwerkzeuge. Es kann für viele Fans eine der einflussstärksten Methoden sein, um Inhalte zu transportieren. Gleichzeitig stellen sich damit Künstler*innen in eine große Verantwortung. Denn es mag zwar interessant sein, in einen fremden Kopf zu schauen, aber sind wir ehrlich: nicht jeder Blick ist es wirklich wert. Wenn ich Rammstein jetzt in seltenen Fällen irgendwo höre, fühlt sich das so an, wie dem toxischen Ex zu begegnen.
Der Autor: Anton Dietzfelbinger (er/ihm) ist großer Kunst- und Musikfan, mit Begeisterung für Tief-, Blöd- und Feinsinn.