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Nische to meet you

Fußball und Tennis waren gestern. Hier sind fünf Nischensportarten, die du noch nicht kennst. Nummer fünf wird dich von den Socken hauen!
Autorin: Laura Weinmann
Collagen: Laura Weinmann

Radball

Wie eine Legende besagt, entstand die Sportart Radball einst, indem ein Kunstradfahrer einen Hund nicht einfach über den Haufen fuhr, sondern mit seinem Vorderrad sanft aus dem Weg räumte. Das soll Ende des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Seit 1901 wird auch in Deutschland Radball gespielt: zu zweit in der Halle oder zu sechst auf dem Rasen. Bei der ersten WM 1930 gewann das deutsche Doppel auch prompt den Titel. Warum wir heute nicht mehr so viel vom Radball mitbekommen? An coolen Tricks, fetzigen Outfits (unter anderem das Regenbogentrikot”) und dynamischen Duos liegt es sicherlich nicht, denn damit kann Radball locker aufwarten. Eventuell liegt es dann doch am Fakt, dass es bei den Damen erst seit sage und schreibe 2023 ein WM-Hallenturnier gibt und Radball damit der letzte Radsport (oder generell Sport?) ohne weibliche Beteiligung war.

Pelota

You’re my Lobster” sagen sich nicht nur Ross und Rachel bei Friends, denn meine Lobster sind alle Pelota-Spieler*innen, die mit schaufelartigen Handschuhen einen Ball mit bis zu 300 Sachen gegen eine Prellwand („frontón”) pfeffern. Je nach Spielweise wird der kleine Gummiball aber auch mit der bloßen Hand oder einem Schlagbrett gespielt. Seinen Ursprung hat der Ballsport im Baskenland, daher ist Pelota nicht nur eine sportliche, sondern vor allem auch eine kulturelle Erfahrung. In jedem kleinen Dorf findet sich dort ein Spielort für Pelota und Fernsehübertragungen erreichen Rekordquoten. 35 Pelota-Weltverbände gibt es derzeit – und wer weiß, vielleicht bleibt 1900 damit nicht das letzte (und einzige) Jahr, in dem Pelota olympisch war (a girl can dream).

Rope Skipping

Für den letzten Boom im Seil-Business war wohl Fifty Shades of Grey verantwortlich. Auf eine andere Art fesselnd ist jedoch auch die sportliche Seilschaft der Rope Skipper*innen. Rope Skipping wird auch Seilspringen genannt, aber mit dem, was du und ich auf dem Schulhof hingelegt haben, hat der professionelle Sport wenig zu tun. In vier Kategorien (Single Rope, Double Dutch, Wheel und Speed) finden akrobatische Meisterleistungen, athletische Vorzüglichkeiten und atemberaubende Geschwindigkeiten statt. Und auch für Event-Fans ist gesorgt: jährlich gibt es eine Weltmeisterschaft, alle zwei Jahre Europameisterschaften; außerdem veranstaltet der Deutsche Turnerbund jedes Jahr eine Deutsche Meisterschaft.

Rollhockey

Man könnte jetzt sagen, ja, es gibt im Rollhockey eine Erste und eine Zweite Bundesliga. Ja, man könnte auch sagen, juhu, das ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen der Fall. Und man könnte sagen, dass dies genug Indizien dafür sind, dass Rollhockey auf dieser Liste nichts zu suchen hat. Man könnte es aber auch als Anhaltspunkt nehmen, dass Rollhockey noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Was dafür spricht? Es wird auf Rollschuhen gespielt und die sind eindeutig süßer als Inliner. Es ist richtig Tempo im Spiel und man darf beide Schlägerseiten verwenden. Und: Andere Länder (Spanien, Portugal, England,…) haben das Potenzial von Rollhockey mal wieder früher erkannt und sehr viele Leute schauen zu. Noch Fragen?

Schachboxen

You get the best of both worlds. Chill it out, take it slow. Then you rock out the show.” Frei nach den Worten der Late-Naughties-Philosophin Hannah Montana scheint 2003 in Berlin eine Sportart geschaffen worden zu sein: das Schachboxen. Wo Schachboxen draufsteht, ist auch genau das drin: Vorgesehen sind elf Runden, sechs davon im Blitzschach und fünf im Boxen. Früher aufgehört wird nur bei K.O. oder Schachmatt. Was wie eine wilde Kombi klingt, ist sehr faszinierend und findet auf hohem Niveau statt. Die Elo-Ratings der Schachboxer*innen beginnen bei 1600, doch vor allem der Wechsel aus Denk- und Kampfsport ist höchst herausfordernd für die Sportler*innen. Muckis und Köpfchen? In this economy? Count me in!

Was ist eine Nischensportart?

Als Rand- oder Nischensport bezeichnet man Sportarten, die in der öffentlichen Wahrnehmung nur selten vorkommen. Das kann unter anderem bedeuten, dass sie nur wenige Menschen kennen, aber auch, dass nur wenig über sie berichtet wird.

Das Verständnis, was eine Nischensportart ist, birgt unter anderem nationale Unterschiede. So gehören in Deutschland zum Beispiel Lacrosse, Polo oder Baseball zu den Randsportarten, in vielen englischsprachigen Ländern wiederum sind sie weit verbreitet und sehr beliebt. Das bedeutet auch, dass sich der Status verändern kann, in Deutschland aktuell zum Beispiel beim American Football zu erkennen.

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