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Rivalen-Rundschau

Die Stimmung kocht, die Gemüter sind erhitzt. Es ist Zeit für ein D-D-D-Derby!
Autor*innen: Bastian Bönisch, Laura Weinmann 
Grafik: Kim Becker, Laura Weinmann

Eishockey: Frankfurt gegen Mannheim

Löwen gegen Adler – und das auf dem Eis. Rund 80 Kilometer und eine Landesgrenze trennen die beiden Städte im Südwesten Deutschlands. Wenn beide Männer-Teams aufeinander treffen, wird das Spiel vom Stadionbetreiber auch schon mal als das wohl größte Derby aller Zeiten“ angekündigt. Die Bilanz zwischen beiden Teams ist bisher nahezu ausgeglichen.

Basketball: Ulm gegen Ludwigsburg

„Derby ist schließlich nur einmal im Jahr“, hieß es von den Ludwigsburger Basketballern vor dem Spiel gegen die Konkurrenz aus Ulm. Zwar liegen gut 100 Kilometer zwischen den beiden Städten in Baden-Württemberg. In der Gesamtbilanz führen übrigens die Ludwigsburger mit 30 Siegen aus 50 Spielen gegen die Ulmer.

 

Volleyball: Berlin gegen Berlin

Hauptstadt-Derby – das bedeutet in diesem Fall nicht Union gegen Hertha, sondern Recycling gegen VCO. Wenn es zum direkten Volleyball-Duell zwischen den beiden Mannschaften kommt, ist die Favoritenrolle oft schon klar. Die Herrenmannschaft der Berlin Recycling Volleys ist zwischen 1993 und 2024 insgesamt 14 Mal Meister geworden, bei VCO spielt der Volleyball-Nachwuchs des Deutschen Volleyball-Verbands. Der Nachwuchs nimmt mit einem Sonderspielrechts in der Erwachsenen-Liga teil, um Erfahrung zu sammeln.

Handball: Kiel gegen Flensburg-Handewitt

Wie legendär das Nordderby im Handball ist, lässt sich daran erkennen, dass es sogar ein eigenes Buch darüber gibt: In In der Hitze des Nordens wird die Historie der Duelle der beiden Top-Mannschaften aus Schleswig-Holstein aufgeführt. Die ewige Tabelle der deutschen Handball-Bundesliga führen die „Zebras” des THW Kiel an – die SG Flensburg-Handewitt folgt aber auf Platz drei. Was das Derby noch brisanter macht? Die beiden Teams treffen neben der Bundesliga auch im DHB-Pokal, im Handball Supercup und in der Champions League aufeinander.

Fußball: Nürnberg gegen Fürth

Seit der Gründung beider Vereine (FCN 1900, Fürth 1903) begleitet diese eine Rivalität. Im so genannten „Frankenderby” geht es zweimal im Jahr zur Sache – falls beide Teams in der gleichen Liga spielen. Insgesamt war dies bisher 273 Mal der Fall. Damit ist es eins der traditionsreichsten Derbys in ganz Fußballdeutschland. Der Glubb konnte das Duell 140 Mal für sich entscheiden, Fürth 81 Mal. Neben dem Stadion wird der Kampf natürlich auch mittels Stickern in den fränkischen Metropolen ausgetragen – davon kannst du dir auf der Rückseite des Heftes einen Eindruck machen.

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Nische to meet you

Fußball und Tennis waren gestern. Hier sind fünf Nischensportarten, die du noch nicht kennst. Nummer fünf wird dich von den Socken hauen!
Autorin: Laura Weinmann
Collagen: Laura Weinmann

Radball

Wie eine Legende besagt, entstand die Sportart Radball einst, indem ein Kunstradfahrer einen Hund nicht einfach über den Haufen fuhr, sondern mit seinem Vorderrad sanft aus dem Weg räumte. Das soll Ende des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Seit 1901 wird auch in Deutschland Radball gespielt: zu zweit in der Halle oder zu sechst auf dem Rasen. Bei der ersten WM 1930 gewann das deutsche Doppel auch prompt den Titel. Warum wir heute nicht mehr so viel vom Radball mitbekommen? An coolen Tricks, fetzigen Outfits (unter anderem das Regenbogentrikot”) und dynamischen Duos liegt es sicherlich nicht, denn damit kann Radball locker aufwarten. Eventuell liegt es dann doch am Fakt, dass es bei den Damen erst seit sage und schreibe 2023 ein WM-Hallenturnier gibt und Radball damit der letzte Radsport (oder generell Sport?) ohne weibliche Beteiligung war.

Pelota

You’re my Lobster” sagen sich nicht nur Ross und Rachel bei Friends, denn meine Lobster sind alle Pelota-Spieler*innen, die mit schaufelartigen Handschuhen einen Ball mit bis zu 300 Sachen gegen eine Prellwand („frontón”) pfeffern. Je nach Spielweise wird der kleine Gummiball aber auch mit der bloßen Hand oder einem Schlagbrett gespielt. Seinen Ursprung hat der Ballsport im Baskenland, daher ist Pelota nicht nur eine sportliche, sondern vor allem auch eine kulturelle Erfahrung. In jedem kleinen Dorf findet sich dort ein Spielort für Pelota und Fernsehübertragungen erreichen Rekordquoten. 35 Pelota-Weltverbände gibt es derzeit – und wer weiß, vielleicht bleibt 1900 damit nicht das letzte (und einzige) Jahr, in dem Pelota olympisch war (a girl can dream).

Rope Skipping

Für den letzten Boom im Seil-Business war wohl Fifty Shades of Grey verantwortlich. Auf eine andere Art fesselnd ist jedoch auch die sportliche Seilschaft der Rope Skipper*innen. Rope Skipping wird auch Seilspringen genannt, aber mit dem, was du und ich auf dem Schulhof hingelegt haben, hat der professionelle Sport wenig zu tun. In vier Kategorien (Single Rope, Double Dutch, Wheel und Speed) finden akrobatische Meisterleistungen, athletische Vorzüglichkeiten und atemberaubende Geschwindigkeiten statt. Und auch für Event-Fans ist gesorgt: jährlich gibt es eine Weltmeisterschaft, alle zwei Jahre Europameisterschaften; außerdem veranstaltet der Deutsche Turnerbund jedes Jahr eine Deutsche Meisterschaft.

Rollhockey

Man könnte jetzt sagen, ja, es gibt im Rollhockey eine Erste und eine Zweite Bundesliga. Ja, man könnte auch sagen, juhu, das ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen der Fall. Und man könnte sagen, dass dies genug Indizien dafür sind, dass Rollhockey auf dieser Liste nichts zu suchen hat. Man könnte es aber auch als Anhaltspunkt nehmen, dass Rollhockey noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Was dafür spricht? Es wird auf Rollschuhen gespielt und die sind eindeutig süßer als Inliner. Es ist richtig Tempo im Spiel und man darf beide Schlägerseiten verwenden. Und: Andere Länder (Spanien, Portugal, England,…) haben das Potenzial von Rollhockey mal wieder früher erkannt und sehr viele Leute schauen zu. Noch Fragen?

Schachboxen

You get the best of both worlds. Chill it out, take it slow. Then you rock out the show.” Frei nach den Worten der Late-Naughties-Philosophin Hannah Montana scheint 2003 in Berlin eine Sportart geschaffen worden zu sein: das Schachboxen. Wo Schachboxen draufsteht, ist auch genau das drin: Vorgesehen sind elf Runden, sechs davon im Blitzschach und fünf im Boxen. Früher aufgehört wird nur bei K.O. oder Schachmatt. Was wie eine wilde Kombi klingt, ist sehr faszinierend und findet auf hohem Niveau statt. Die Elo-Ratings der Schachboxer*innen beginnen bei 1600, doch vor allem der Wechsel aus Denk- und Kampfsport ist höchst herausfordernd für die Sportler*innen. Muckis und Köpfchen? In this economy? Count me in!

Was ist eine Nischensportart?

Als Rand- oder Nischensport bezeichnet man Sportarten, die in der öffentlichen Wahrnehmung nur selten vorkommen. Das kann unter anderem bedeuten, dass sie nur wenige Menschen kennen, aber auch, dass nur wenig über sie berichtet wird.

Das Verständnis, was eine Nischensportart ist, birgt unter anderem nationale Unterschiede. So gehören in Deutschland zum Beispiel Lacrosse, Polo oder Baseball zu den Randsportarten, in vielen englischsprachigen Ländern wiederum sind sie weit verbreitet und sehr beliebt. Das bedeutet auch, dass sich der Status verändern kann, in Deutschland aktuell zum Beispiel beim American Football zu erkennen.

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Ausgabe 2

It’s a Prank

April, April, liebe Leute. Fußball-Legende Lothar Matthäus kommentiert zwar so ziemlich jedes Fußballspiel auf jedem Kanal, aber in die Jubel hat er es bisher noch nicht geschafft.

Aber statt Loddars Jubelmomenten haben wir jede Menge andere Texte in unserer zweiten Ausgabe, die dich begeistern werden.

Und Lothar, falls du das hier liest (und unter Fränk*innen): Lass uns mal was starten und melde dich bei uns! <3

 

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„Frauenfußball war schon immer ein Kampf um Anerkennung und Respekt.”

Während Männerligen mit Statistiken und Sichtbarkeit glänzen, müssen sich Frauenfußball-Fans oft mühsam Infos zusammensuchen. 
Daria versucht mit @dieligalebt diese Lücke zu schließen. Ein Gespräch über fehlende Wertschätzung, Feminismus im Sport und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Autorin: Ella Papen
Foto: Privat, Grafik: Kim Becker

Was ist dieligalebt?Daria: Das Projekt ist aus der eigenen Not heraus entstanden. Ich habe so viel Interesse am Frauenfußball, aber es fällt schwer, an Infos zu kommen. In anderen Ländern gibt es viele coole Creator, die nice Sachen zu dem Thema machen. In Deutschland gab es das noch nicht wirklich. Das Ziel und die Vision sind also: Infos zugänglich machen und den Sport den Leuten näherbringen. 

Du betreibst einen Instagram-Account, eine Webseite, auf der du Artikel veröffentlichst, und einen Podcast über Frauenfußball. Außerdem bist du Social-Media-Redakteurin beim sportstudio. Wie bekommst du alles unter einen Hut?Die Arbeit für das sportstudio ist mein Fulltime-Job. Seither ist es schwieriger geworden, Beiträge für dieligalebt zu erstellen, gerade auf der Website. Zurzeit schaffe ich bei weitem nicht so viel, wie ich gerne würde. Es gibt Themen, die eher dieligalebt-Themen sind, und andere, die ich gerne im sportstudio einbringen möchte. Als das sportstudio mir den Job anbot, war mir klar, dass ich nicht immer nur kritisieren kann, dass Frauensport in den Öffentlich-Rechtlichen zu wenig thematisiert wird. Deshalb habe ich die Chance genutzt, selbst etwas daran zu ändern.

Wie recherchierst du für die dieligalebt?
Dass ich allein bin und mich nicht erst in einer Redaktion absprechen muss, macht es leichter. Die Infos bekomme ich eigentlich immer am schnellsten von den Social-Media-Kanälen der Vereine oder den Spielerinnen selbst. Ansonsten muss ich viel Zeit in Deep Dives im Internet investieren.

Das klingt, als gäbe es Hindernisse bei der Informationsbeschaffung…
Gerade die Datenbeschaffung ist eine riesige Herausforderung. Der DFB führt einige Saisons gar nicht auf der eigenen Webseite auf, sondern hält sie unter Verschluss. Statistiken auswerten und vergleichen, wie bei den Männerligen, ist deshalb oftmals nicht möglich. Bei den Männern sind Rekorde beispielsweise ganz einfach herauszufinden. Bei den Frauen muss man davon ausgehen, dass die Daten fehlen oder dass ein Rekord bereits zuvor gebrochen wurde, aber ohne dass das jemand mitbekommen und dokumentiert hat. Es ist einfach schade, dass nicht mal die Aufstellungen und geschossenen Tore einsehbar sind. Das schränkt meine Arbeit ziemlich ein. Nicht nur, dass es mehr Zeit beansprucht, ich muss auch andere Quellen nutzen. Manche Webseiten haben die Daten und andere, eigentlich verlässlichere Quellen, wieder nicht. Das macht es schwierig, zu bestimmen, welchen Quellen ich vertrauen kann und welchen nicht.

Was muss sich deiner Meinung nach ändern, damit die Liga mehr Anerkennung und Sichtbarkeit bekommt?
Es braucht mehr Gleichberechtigung! Vor allem von Vereinsseite muss man merken, dass Frauenfußball eine echte Wertschätzung erfährt. Dass er als genauso wichtig angesehen wird wie der Männerfußball – und das nicht nur, weil sie es müssen. Bei vielen Vereinen merkt man diese Haltung leider deutlich.
Im Austausch mit Spielerinnen und Mitarbeiter*innen der Vereine bekomme ich teilweise echt unfassbare Dinge mit. Auch in den Nachwuchsleistungszentren werden die Ressourcen ungerecht verteilt. Aber es sind auch strukturelle Probleme vom DFB aus. Einige Vereine haben sich deshalb bereits zusammengeschlossen, um Reformen voranzutreiben und sich eventuell vom DFB zu lösen. Eine Unabhängigkeit von diesem großen Verband, der Frauenfußball mehrere Jahrzehnte verboten hat und auch heute nicht in der Lage ist, richtig darin zu investieren, könnte den nötigen Aufschwung geben. 

Alles ist politisch, das Private ist politisch und auch Fußball ist politisch.”

Welche Rolle spielt Feminismus in deiner Berichterstattung?
Es hat eigentlich immer damit zu tun. Alles ist politisch, das Private ist politisch und auch Fußball ist politisch – auch wenn es viele nicht gerne hören wollen. Jede einzelne Entscheidung, egal wie unpolitisch sie sich anfühlt, ist politisch, auch im Fußball.
Frauenfußball war schon immer ein Kampf um Gleichheit, um gesellschaftliche Anerkennung und um Respekt. Es macht viel mit Mädchen und Frauen, wenn sie Sport machen und merken: „Hey, ich kann was, ich bin stark, ich habe Macht, mein Körper ist leistungsfähig!“. Mädchen werden eher davon abgehalten, dieses Gefühl zu entwickeln und sich stark zu fühlen. Deshalb ist es mir ein Anliegen. diese Vorbilder sichtbar zu machen. 

Welche positiven Entwicklungen im Frauenfußball konntest du in den letzten Jahren beobachten?
(lacht) Schwierige Frage. Der große Push war die EM 2022, ganz klar. Man hat gesehen, dass die Stadien sich füllen und dass der Onkel am Familientisch sagt: „Die EM habe ich auch gerne geschaut, die spielen ja schönen Fußball“. Die Akzeptanz und das Interesse sind generell größer geworden. In den Redaktionen bemerke ich auch eine leichte Veränderung. Frauenfußball gerät mehr in den Fokus, gerade jetzt vor der EM dieses Jahr in der Schweiz.
Dennoch merkt man oft, dass Frauenfußball viele antifeministische Strömungen anzieht. Deshalb ist es super gut und wichtig, dass die Sichtbarkeit höher ist. Allerdings ist echt noch einiges zu tun.