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Ausgabe 1

Kicken, Kichern, Kult: Meme-Seiten über Frauenfußball

Oh Mann! Der 1. FCN ist schon wieder abgestiegen? Fan-Sein kann hart sein. Aber Humor hilft. Wir haben mit den Meme-Seiten-Betreiberinnen Carmen und Louisa über den Aufwand dahinter und die besondere Gemeinschaft im Frauenfußball gesprochen.

Fotos: Privat, Grafik: Kim Becker

Carmen betreibt mit ihrem Instagram-Account @sydneygoatmann eine der größten deutschen Meme-Seiten über Frauenfußball. Erst im Januar 2024 begann die Studentin mit ihrem Projekt, doch bereits jetzt folgen ihr knapp 8.000 Sport- und Meme-Begeisterte. „Zum Thema Frauenfußball gab es noch nicht so viel auf Social Media und ich wollte das durch meinen Account einfach unterstützen“, erzählt sie. Der Accountname ist eine Hommage an Sydney Lohmann vom FC Bayern München. „Intern nennt man sie schon Sydney GOATmann, deshalb habe ich den Namen einfach übernommen, dann noch ein komplett laienhaft gephotoshopptes Bild als Profilbild reingeklatscht und einfach angefangen“, sagt Carmen mit einem Lächeln. Zum Fußball kam sie, wie so viele, durchs Spielen. Seit Olympia 2016 ist sie dann auch Fan der Frauennationalmannschaft. „Ich bin da reingerutscht und dann einfach nicht mehr rausgekommen“, offenbart sie.

Vorfreude: Carmen (mittig) mit ihren Freundinnen.

Eine weitere beliebte Meme-Seite betreibt Louisa mit ihrem Account @lauradreigangmemes. „Laura Freigang ist eine krasse Spielerin und auch menschlich beeindruckend, weil sie ihre Werte vertritt und sehr witzig ist. Deshalb habe ich gedacht, das passt gut mit einem Meme-Account“, erklärt Louisa. Als sie angefangen hat, Memes zu posten, war sie aktiver auf ihrem Account. „Ich war schon ein paar Stunden die Woche beschäftigt“, erinnert sie sich. Aktuell hat Louisa weniger Zeit, weshalb sie seltener postet. „Über den Account habe ich Menschen kennengelernt, die mittlerweile Teil meines realen Alltags und zu echt guten Freund*innen geworden sind“, erzählt sie.

Info:
GOAT steht für „Greatest Of All Times“ und wird im Internet durch das Ziegen-Emoji symbolisiert

Louisa auf dem Weg ins Stadion.

An der Erstellung eines Posts mit zehn Beiträgen sitzt Carmen etwa zweieinhalb Stunden. Den Content, aus dem sie ihre Memes erstellt, konsumiere sie als Fan sowieso. Deshalb sei das Betreiben des Accounts nicht besonders aufwändig. „Wenn mir mal nichts einfällt, helfen mir zwei Freundinnen bei der Ideenfindung”, erzählt sie. Die Inhalte stammen von den offiziellen Social-Media-Accounts der Nationalmannschaft, von Accounts der Spielerinnen oder von kleinen viralen Clips. Carmen setzt die Videos und Fotos in einen neuen Kontext, indem sie Textkästen oder Ton hinzufügt. Mal macht sie sich über die vielen Abgänge zum Saisonende bei Wolfsburg lustig, mal über die noch verbesserungswürdige Chancenverwertung der Nationalmannschaft.

Nicht nur Fans begeistern Carmen und Louisa mit ihren Accounts, auch bei den prominenten Protagonistinnen ihrer Beiträge finden sie Anklang. Die Spielerinnen Laura Freigang, Sam Kerr, Klara Bühl und Sydney Lohmann selbst gehören zu ihren Follower*innen. Freigang hat sogar einige der Beiträge kommentiert und in ihrer Story gepostet. „Ich glaube, mir folgen so viele, weil der Account die Nahbarkeit der Spielerinnen noch deutlicher zeigt“, vermutet Carmen. Bei der Erstellung ihrer Beiträge versuche sie darauf zu achten, dass es nicht zu sehr ins Bashing gehe. „Aber ein bisschen Kritik gehört auch dazu, und bis jetzt kamen noch keine Beschwerden“, erzählt sie.

Dieser Post vom 4. Juni beschreibt das Gefühl vieler Fans nach dem Ausgleichstreffer von Lea Schüller beim Spiel gegen Polen.

Humor spiele eine wichtige Rolle in der Fankultur, vielleicht sogar mehr als bei den Männern, weil nicht immer alles so verbissen gesehen werde, so Carmen. „Mein Account soll Spaß machen. Fußball zu konsumieren, soll Spaß machen“, resümiert sie. Auch für Louisa ist ihr Meme-Account ein Mittel, um Aufmerksamkeit auf den Frauenfußball zu lenken. „Das ist eine andere Herangehens-
weise, um ohne zu viel Ernsthaftigkeit über die Spiele zu reden. Mit Humor ist alles ein bisschen leichter“, sagt sie.


Carmen erklärt, dass es die weniger toxische Community ist, die Stadionbesuche angenehmer mache. „Klar, es sind nicht so viele Leute im Stadion wie bei den Männern, aber es ist weniger aggressiv und einfach ein Safe Space.“ Die Nahbarkeit der Spielerinnen sei schön, könne aber auch die Gefahr von Grenzüberschreitungen bergen. Wenn sie sieht, dass die Privatsphäre der Spielerinnen nicht beachtet wird oder sie auf TikTok sexualisiert werden, macht das Carmen wütend. „Aber ansonsten ist es sehr schön, und die Fans haben auch vereinsübergreifend gemeinsam Spaß und feiern zusammen. Das ist schon einzigartig.“ Louisa betont ebenfalls die besondere Eintracht in der Frauenfußball-Community. „Es ist einfach eine schöne Gemeinschaft, in der alle akzeptiert werden.“

Die kommende Saison können die beiden kaum erwarten. Sie stellen Prognosen auf und freuen sich auf Erfolge ihrer Lieblingsspielerinnen. Louisa erwartet, dass Essen kommende Saison wieder in den Top vier bis fünf der Tabelle mitspielt. „Und ich denke, dass Eintracht Frankfurt auch mal Platz zwei Konkurrenz machen könnte. Ich bin aber auch ein bisschen biased”, fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Auch Carmen hat ein paar heiße Tipps. Sie vermutet, dass der FC Bayern mindestens ins UEFA Women’s Champions League Halbfinale kommt und Sydney Lohmann zwei Spiele ohne Gelbe Karte überstehen wird. „Wunder soll’s ja geben”, schmunzelt sie. „Außerdem werden wir nächstes Jahr in der Schweiz die EM gewinnen. You heard it here first!”

Die Autorin:
Ella Papen (sie/ihr) ist Fan von Gummibärchen, Sonnenuntergängen und beim Puzzeln Hörbücher hören.

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